Stell dir vor: Eine Bestellung trudelt in der Stadt ein, du packst sie aus – und schon sitzt eine halbe Karton- und Polsterlandschaft in deinem Flur. Dieses Szenario trifft Millionen von Menschen, insbesondere wir als urbane, digitale Shopper*innen zwischen 20 und 45 Jahren. Denn mit dem Onlinehandel wächst nicht nur die Auswahl an Produkten – sondern auch der Verpackungsmüll. Gleichzeitig steckt in der Verpackung ein großes Potenzial: Sei es durch Recycling oder den Einsatz von Mehrweglösungen. In diesem Artikel schauen wir uns an, wie der Onlinehandel mit dem Thema Verpackung smarter umgehen kann. Wir beleuchten aktuelle Zahlen, Regulierungen und konkrete Wege, wie weniger Einweg und mehr Wiederverwendung möglich sind.

Warum Verpackung im Onlinehandel ein Thema ist
Der Onlinehandel boomt: Weltweit wurde laut einer Analyse für 2024 ein Wert von ca. 6,33 Billionen US-Dollar im online Handel angenommen und ein Anteil von etwa 20,1 % des gesamten Einzelhandelsumsatzes im Jahr 2024 prognostiziert. Gleichzeitig werden Versand- und Verpackungsaufkommen durch Onlinebestellungen verstärkt: Eine Studie fand, dass Online-Shopping im Vergleich zum stationären Einkauf etwa das 4,8-fache an Verpackungsmüll erzeugt. Für Deutschland liegt eine valide Zahl vor: Für das Jahr 2018 wurden über 750 000 Tonnen Papier/Karton-Versandverpackungen und über 50 000 Tonnen Kunststoffversandverpackung im E-Commerce geschätzt.
Damit gilt: Mehr Onlinebestellungen führen zwangsläufig zu mehr Verpackung – und damit zur Herausforderung, Ressourcen effizienter und kreislauffähiger einzusetzen.
Recyclingquoten und gesetzlicher Rahmen
In Deutschland ist mit dem Verpackungsgesetz (VerpackG) eine wichtige gesetzliche Grundlage zur Verpackungsentsorgung und -rücknahme geschaffen. Hersteller und Händler müssen ihre Verpackungen registrieren und Rücknahmeverpflichtungen erfüllen.
Die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen ist insbesondere gestiegen: Im Zeitraum 2018–2023 stieg die stoffliche Recyclingquote von 42,1 % auf 68,9 %.
Allerdings: Spezifisch für Versand- und Mehrwegverpackungen im Onlinehandel liegen kaum belastbare Daten vor – hier besteht noch erheblicher Forschungs- und Praxisbedarf.
Verbraucherwünsche verändern sich
Umfragen und Studien zeigen zunehmend, dass Konsumentinnen in Europa ein stärkeres Augenmerk auf die Nachhaltigkeit von Verpackungen legen – insbesondere auf papierbasierte oder leicht recycelbare Verpackungen statt reinen Kunststofflösungen. Für uns als urbane, umweltbewusste Stadtbewohnerinnen heißt das: Unsere Kaufentscheidung hat Wirkung – und Anbieter reagieren zunehmend.
Ansätze für eine nachhaltigere Verpackung im Onlinehandel
1. Versandverpackung reduzieren und optimieren
Der erste Hebel ist simpel: Weniger ist mehr. Unternehmen berichten, dass durch gezielte Maßnahmen wie den Einsatz recycelbarer Materialien, reduzierten Leerraum in Kartons und Verzicht auf überflüssige Polsterstoffe Einwegverpackung deutlich eingespart werden kann. Obwohl spezifische Daten von z. B. Walmart Inc. nicht immer transparent veröffentlicht sind, zeigen Branchenanalysen, dass Materialwahl und Volumen- bzw. Gewichtsreduktion zentrale Ansatzpunkte sind.
Eine Marktreport-Analyse zeigt, dass der Markt für E-Commerce-Verpackungen im Jahr 2023 ca. 49,74 Mrd. USD betrug und bis 2032 auf 104,19 Mrd. USD wachsen soll (CAGR etwa 8,7 %).
Empfohlene Orientierungspunkte:
- Materialwahl: Recycelbare bzw. recycelte Materialien bevorzugen.
- Volumen & Gewicht: Kompakte Verpackungen, optimierte Transportwege.Damit kann sowohl der Materialeinsatz als auch der CO₂-Fußabdruck verringert werden.
2. Mehrweg- und Rückgabesysteme etablieren
Ein besonders spannender Ansatz ist die Wiederverwendung von Versand- oder Verpackungssystemen. Im deutschen Projekt praxPACK wurde geschätzt, dass im Jahr 2018 über 750 000 Tonnen Papier/Karton-Versandverpackung und über 50 000 Tonnen Kunststoffversandverpackung im E-Commerce anfielen.
In internationalen Studien wurde untersucht: Wiederverwendbare Versandverpackungen können bei ausreichender Nutzungshäufigkeit (z. B. 30–50 Zyklen) gegenüber Einwegverpackung eine deutlich bessere Klimabilanz aufweisen.
Vorteile: Weniger Rohstoffe, weniger Abfall, mehr Kreislaufwirtschaft – und im Idealfall Kostenvorteile bei Großvolumen.
3. Bewusst einkaufen & Nutzerverhalten beeinflussen
Auch wir als Konsument*innen haben einen Beitrag. Wer bei der Auswahl des Händlers auf Hinweise zur Verpackung achtet oder bewusst eine Zustellung ohne zusätzliche Umverpackung wählt – sofern angeboten – kann Druck erzeugen. Einige Plattformen bieten inzwischen eine „Verpackung reduziert“-Option.
Zudem: Rückgabe von Mehrwegverpackungen sollte bequem sein – z. B. per Rücksendung, Abholung oder Pfandsysteme. Komfort ist entscheidend für die Akzeptanz.

Chancen und Zukunftsaussichten
Technologische Innovation und Skalierung
Die Wiederverwendung und Kreislaufwirtschaft gewinnen durch digitale Technologien an Fahrt: Rückverfolgbarkeit, intelligente Verpackung (z. B. mit QR-Codes oder IoT-Sensoren) und smarte Logistik helfen, Mehrweg-Systeme effizienter zu machen. Studien zeigen, dass insbesondere bei Onlinehandel und Verpackungserzeugung der technische Hebel groß ist.
Auch regulativ gibt es Bewegungen: So plant die European Union u. a., dass künftig Versand- und Mehrwegversionspflichten stärker greifen sollen.
Gewinn für Umwelt und Gesellschaft
Ein Wechsel hin zu Mehrweg-Versandverpackungen mindert nicht nur den Abfall, sondern reduziert auch den Rohstoffeinsatz und damit den CO₂-Fußabdruck von E-Commerce-Logistik. Gleichzeitig entsteht ein Bewusstseinsschub bei Konsument*innen – und die Verknüpfung von digitalem Lifestyle mit Nachhaltigkeit wird sichtbarer. Für Städte bedeutet das: Weniger Verpackungsmüll im Wohnumfeld, weniger Transportdruck – und insgesamt eine resilientere urbane Lieferlogistik.
Win-Win für Handel und Kund*innen
Nachhaltige Verpackung wird zunehmend zum Marken- und Wettbewerbsvorteil. Wer als Händler nachweisen kann, dass Versand- und Verpackungslösungen ressourcenschonend sind, wird bei der Zielgruppe punkten. Und wir als Kund*innen profitieren: Vielleicht in Form von günstigeren Versandkosten, Bonusprogrammen oder einfach einem guten Gewissen beim Klick. Wenn beispielsweise ein Händler Mehrwegverpackung mit Pfandsystem anbietet, wird Rückgabe für uns bequem – und für ihn wirtschaftlich sinnvoll.

Fazit
Der Beitrag von Verpackung im Onlinehandel zur Umweltbelastung ist real – aber ebenso ist das Potenzial zur Veränderung enorm. Durch klügere Materialwahl, kompaktere Verpackung und vor allem Rückgabe- und Mehrweg-systeme kann viel bewegt werden. Für uns als urbane, digital aktive Konsument*innen heißt das: Mit jeder Bestellung haben wir die Möglichkeit, die Logistik von morgen mitzugestalten. Indem wir Anbieter wählen, die auf nachhaltige Verpackung setzen, zeigen wir, dass Ökologie und Komfort Hand in Hand gehen. Packen wir’s an!
Literatur
- Online shopping packaging waste statistics that must change. Woola Blog. 2025 May 19.
- Addressing plastic packaging waste in e-commerce retail. IISD SDG Knowledge Hub.
- Sustainable packaging in e-commerce. Bundesvereinigung Logistik e. V. (BVL). 2025.
- Packaging waste statistics – Statistics Explained. Eurostat.
- Recycling: 2023 wurden mehr als 5,5 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle recycelt. Logistik-Heute. 2025 Jan 21.elt-194831.html ⟶ Zugriff am 20.10.2025.
- Recycling starts with sorting: new data, positive trends and remaining challenges in packaging recycling. Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) / Umweltbundesamt (UBA). 2025 Jan 21.
- Analyse und Fortentwicklung der Verwertungsquoten des Verpackungsgesetzes als Lenkungsinstrument zur Ressourcenschonung – Endbericht. Umweltbundesamt. 2025 Apr.
- The Truth About Online Shopping and Its Environmental Impact. Earth.org. 2024.
- One year of mandatory reusable packaging in Germany. Theobald K. Sustainability. 2024;16(13):5439.
- Ecommerce packaging waste: The issue and what’s being done. Multichannelmerchant. 2023.
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