
Beim Waschen synthetischer Textilien lösen sich winzige Fasern (Mikrofasern), die kleiner als fünf Millimeter sind.
Kläranlagen können einen Teil der Partikel filtern, doch der Rest landet in Flüssen und Meeren¹. Dort werden sie von Plankton, kleinen Krebstieren und Fischen aufgenommen und können sich entlang der Nahrungskette anreichern². Schätzungen zufolge können pro Waschgang je nach Stoffart Hunderttausende Mikrofasern freigesetzt werden; einige Studien berichten von bis zu 700 000 Fasern³. Spezielle Wäschenetze und externe Filter können den Faserabrieb deutlich reduzieren – Laborstudien ergaben bei Waschbeuteln etwa 86 % weniger Faserbruch⁴ und bei externen Filtern eine Rückhaltung von durchschnittlich 87 %⁵.

Wie entsteht Mikroplastik beim Waschen?
Textilfasern
Die weltweite Faserproduktion wird von synthetischen Fasern dominiert. Polyester war 2023 mit 57 % die meistproduzierte Faser; die Produktion fossiler synthetischer Fasern stieg von 67 Mio. t (2022) auf 75 Mio. t (2023)⁶.
Mechanische Belastung
Beim Waschen reiben Stoffe und Nähte aneinander. Dabei brechen vor allem bei Filamentgarnen Mikrofasern ab, die mit dem Abwasser ausgespült werden.
Mengen
Abhängig von Material, Waschprogramm und Beladung können pro Waschgang zwischen einigen zehntausend und mehreren hunderttausend Fasern freigesetzt werden; extreme Fälle erreichten rund 700 000 Mikrofasern pro Ladung³.
Folgen für Umwelt & Gesundheit
Wäschenetze & -beutel
Produkte wie der Guppyfriend reduzieren den Faserabbruch deutlich; das Fraunhofer-Institut UMSICHT ermittelte, dass beim Waschen synthetischer Kleidung durchschnittlich 86 % weniger Fasern abbrechen⁴.
Waschmaschinenfilter
Externe Filter wie der Lint LUV-R fangen einen Großteil der Mikrofasern im Abwasser auf und erreichten in einer Studie eine Rückhaltung von 87 %⁵.
Schonendes Waschen
Untersuchungen von realen Haushaltswäschen zeigen, dass kalte und kurze Programme sowie voll beladene Trommeln die Faserfreisetzung signifikant verringern³.
Materialwahl
Naturfasern (Baumwolle, Leinen, Wolle) sind biologisch abbaubar und zerfallen schneller als Kunstfasern. Laut dem US-Nationalparkservice sind die von Naturfasern freigesetzten Fasern weniger schädlich als synthetische, während Polyester und Nylon aus Erdöl bestehen und nicht abgebaut werden können⁵.
Politische & industrielle Maßnahmen
Regulierung
Frankreich hat mit dem Anti-Waste-Gesetz (Artikel 79 der Loi AGEC) beschlossen, dass ab dem 1. Januar 2025 alle neuen Waschmaschinen mit einem Mikrofasern-Filter ausgestattet sein müssen¹². Bei Redaktionsschluss (Juni 2024) wartete das Land noch auf das Umsetzungsdekret¹².
Forschung & Entwicklung
Textil- und Waschmaschinenhersteller arbeiten an abriebfesteren Geweben und integrierten Filtersystemen¹².
Bewusstsein
Umweltorganisationen und Verbraucherverbände fordern mehr Transparenz über den Anteil synthetischer Fasern in Kleidung und appellieren an Hersteller und Politik, sich an der Reduzierung von Mikroplastik zu beteiligen¹².

Beim Waschen synthetischer Kleidung gelangen große Mengen Mikrofasern ins Abwasser. Kläranlagen können diese feinen Plastikpartikel nur teilweise zurückhalten, sodass sie in Gewässer und schließlich in die Nahrungskette gelangen¹,². Laborstudien zeigen, dass Mikrofasern bei Tieren Entzündungen und oxidative Schäden auslösen können⁹,¹⁰ – weshalb Prävention entscheidend ist. Maßnahmen wie Wäschenetze, externe Filter und schonende Waschprogramme reduzieren die Faserfreisetzung deutlich⁴,⁵,³. Zusätzlich müssen Hersteller abriebärmere Textilien entwickeln und politische Vorgaben – wie die französische Filterpflicht ab 2025¹² – konsequent umgesetzt werden. Jede:r Einzelne kann beitragen, indem er weniger synthetische Kleidung kauft, schonend wäscht und Produkte nutzt, die Mikrofasern auffangen.
Literaturverzeichnis
- Browne MA, et al. Accumulation of microplastic on shorelines worldwide: sources and sinks. Environ Sci Technol. 2011;45(21):9175–9.
- Cole M, et al. Microplastics as contaminants in the marine environment: A review. Mar Pollut Bull. 2011;62(12):2588–97.
- Napper IE, Thompson RC. Release of synthetic microplastic fibres from domestic washing machines. Mar Pollut Bull. 2016;112(1-2):39–45.
- Fraunhofer UMSICHT. Mikroplastik in der Umwelt: Textilwäsche. 2018.
- National Park Service (NPS). Microplastics and textiles. 2020.
- Textile Exchange. Preferred Fiber & Materials Market Report 2023.
- Li J, et al. Microplastics in mussels along the coastal waters of China. Environ Pollut. 2016;214:177–84.
- Van Cauwenberghe L, Janssen CR. Microplastics in bivalves cultured for human consumption. Environ Pollut. 2014;193:65–70.
- Wright SL, Kelly FJ. Plastic and Human Health: A Micro Issue? Environ Sci Technol. 2017;51(12):6634–6647.
- Deng Y, et al. Exposure to polystyrene nanoparticles causes reproductive toxicity in mice. Sci Rep. 2017;7:46687.
- Prata JC. Microplastics in wastewater: State of the knowledge. Water Res. 2018;129:136–49.
- Assemblée Nationale (France). Loi AGEC, Article 79. 2020.
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