Vor 15 Jahren galt Solarstrom noch als teuer

Heute zählt er weltweit zu den günstigsten Energiequellen. Die globalen Stromgestehungskosten (LCOE) von Utility-Scale-PV (große, bodenmontierte Solaranlagen) sanken 2010–2023 um 90 % (0,460 → 0,044 USD/kWh)¹. Parallel stiegen die Modulwirkungsgrade auf über 20 %; Ende 2024 lag der globale Durchschnitt bei ~22 %².

Damit ist Solar nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch attraktiv. Doch viele fragen sich: Warum zahlen Haushalte in Deutschland trotzdem rund 30–35 ct/kWh, obwohl Solarstrom so billig produziert werden kann? Die Antwort liegt darin, dass Erzeugungskosten ≠ Endkundenpreis sind. Neben der Produktion bestimmen Netzausbau, Umlagen, Steuern und Marktmechanismen den Strompreis – und diese Faktoren sind in Deutschland besonders hoch.

Preisentwicklung Solar weltweit

Die globalen Stromgestehungskosten

,Auch LCOE abgekürzt, von Photovoltaik sind von 2010 zu 2023 um rund 90 % gefallen¹.

Investitionskosten

Investitionskosten für große, bodenmontierte Solaranlagen sanken von 4 731 USD/kW (2010) auf 883 USD/kW (2020)³.

Warum so günstig

Treiber: Skaleneffekte, Produktion in Asien, sinkende Balance-of-System-Kosten und F&E⁴.

Effizienzsprünge bei Solartechnologien

  • Kommerzielle Module: heute durchschnittlich 22 % Wirkungsgrad².
  • Laborrekorde: Silizium ~ 26,8–27 %⁵, Tandems (Perowskit+Si) >33 %⁶.
  • Erste industrielle Tandemlinien werden ab 2027 erwartet, mit ~2 % Marktanteil 2030⁷.

Warum ist Strom in Deutschland trotzdem teuer?

4.1 Unterschied Erzeugungskosten vs. Endkundenpreis

Die 4–5 ct/kWh, zu denen große Solarparks Strom produzieren, sind nur die Erzeugungskosten. Haushalte zahlen zusätzlich:

  • Netzentgelte: Finanzierung des Stromnetzausbaus (z. B. Nord-Süd-Trassen).
  • Steuern & Abgaben: Stromsteuer, Mehrwertsteuer (19 %), Konzessionsabgaben.
  • Umlagen: z. B. Netzausbaukosten und Kosten für die Energiewende.
    Diese Posten machen in Deutschland etwa 50 % des Strompreises aus⁸.

4.2 Merit-Order & Energiekrise

In Europa gilt das Merit-Order-Prinzip: Der teuerste noch benötigte Kraftwerkstyp (meist Gaskraftwerke) setzt den Marktpreis. Auch wenn Solar billig ist, treiben Gaskraftwerke in Knappheitssituationen die Preise hoch⁹.

4.3 Hohe Abhängigkeit von Netzausbau

Deutschland investiert stark in Stromtrassen, Speicher und Infrastruktur. Diese Kosten werden über die Netzentgelte an die Verbraucher:innen weitergegeben¹⁰.

👉 Fazit: Günstige Solarerzeugung senkt die Großhandelspreise, aber Endverbraucher:innen zahlen vor allem für Netze, Abgaben und Marktmechanismen.

Gesellschaftliche Bedeutung

  • Klimaschutz: Solar vermeidet jährlich ~1,4 Gt CO₂¹¹.
  • Jobs: 7,1 Mio. Beschäftigte weltweit (2023) – mehr als 4,9 Mio. im Jahr 2022¹².
  • Energiezugang: 561 Mio. Menschen erhielten 2023 Strom durch Off-Grid-Solar¹³.
  • Herausforderungen
  • Speicherung & Netze: 2024 wurden 69 GW Batteriespeicher installiert; bis 2030 werden ~1 500 GW benötigt¹⁴,¹⁵.
  • Rohstoffe: Silberbedarf 193,5 Moz (2023), Indium für ITO gilt als kritisch¹⁶,¹⁷.
  • Recycling: PV-Module halten 25–30 Jahre; EU schreibt bis 85 % Recyclingquote vor¹⁸.

Solarstrom ist weltweit eine Erfolgsgeschichte: 90 % Kostenreduktion in 15 Jahren, 22 % Modulwirkungsgrad und Kosten unter Kohle und Gas. Doch der deutsche Strompreis bleibt hoch, weil er nicht nur die Erzeugungskosten enthält, sondern auch Netzentgelte, Umlagen, Steuern und durch das Merit-Order-Prinzip oft von Gaskraftwerken bestimmt wird.

Solar sorgt bereits für 1,4 Gt CO₂-Einsparung jährlich, Millionen Jobs und Zugang zu Strom in Entwicklungsländern. Mit Speicher, Netzausbau und Recycling wird die Technologie eine tragende Säule einer sauberen, sicheren und bezahlbaren Energieversorgung.

Image by Andreas Troll

📚 Literaturverzeichnis

  1. IRENA. Renewable Power Generation Costs in 2024. Abu Dhabi: International Renewable Energy Agency; 2024.
  2. Fraunhofer ISE. Photovoltaics Report. Freiburg: Fraunhofer Institute for Solar Energy Systems; 2025.
  3. APREN. LCOE Analysis of Solar PV. Lisbon: Associação Portuguesa de Energias Renováveis; 2021.
  4. Elektro. Kostenentwicklung und Treiber der Photovoltaik. Fachartikel; 2023.
  5. NREL. Best Research-Cell Efficiency Chart. Golden, CO: National Renewable Energy Laboratory; 2024.
  6. Green MA, Dunlop ED, Hohl-Ebinger J, Yoshita M, Kopidakis N, Hao X. Solar cell efficiency tables (version 65). Prog Photovolt Res Appl. 2024;32(7):983–99.
  7. PV Tech. Tandem roadmap to 2030. PV Tech; 2024.
  8. BMWK. Energiepreise in Deutschland – Strompreisbestandteile. Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz; 2024.
  9. ACER. Annual Report on the Results of Monitoring the Internal Electricity Market 2022. EU Agency for the Cooperation of Energy Regulators; 2023.
  10. BNetzA. Netzentgeltbericht 2023. Bonn: Bundesnetzagentur; 2023.
  11. IEA-PVPS. Snapshot of Global PV Markets 2023. International Energy Agency Photovoltaic Power Systems Programme; 2023.
  12. International Labour Organization. Renewable Energy and Jobs – Annual Review 2024. Geneva: ILO; 2024.
  13. ESMAP. Off-Grid Solar Market Trends Report. Washington, DC: World Bank Energy Sector Management Assistance Program; 2023.
  14. Ember. Global Electricity Review 2024. Ember Climate; 2024.
  15. The Verge. Global battery deployment 2024. The Verge; 2024.
  16. pv magazine International. Silver demand in PV. pv magazine; 2023.
  17. US Geological Survey. Mineral Commodity Summaries: Indium. USGS; 2023.
  18. WEEE Forum. PV recycling progress. WEEE Forum; 2024.

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